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[Drittes Bruchstück]

Rassenverschiedenheit

§

Das allgemeine Naturleben der Bewegung, der freie Mechanismus des Sonnensystems und darin der individuellere der Erde ist im anthropologischen Leben - jener ganz untergeordnete Unbestimmtheit, dieser teils für sich noch nicht weiter konkrete Veränderung, teils ganz unbestimmte und untergeordnete Stimmung.

Erst die Erde kann als physikalische Individualität eine Besonderung zu qualitativ unterschiedenen Massen an ihr haben, und die physikalische Unterscheidung dieses Bodens des Menschen, als anthropologische Besonderung an dessen allgemeiner Natur zur Existenz kommend, macht das aus, was die Rassenverschiedenheit der Menschen genannt worden ist.

§

Diese Unterschiede sind Qualitäten, weil sie der natürlichen Seele, dem bloßen Sein des Geistes angehören; aber der Begriff des Geistes, Denken und Freiheit, ist höher als das bloße Sein, und der Begriff überhaupt und näher die Vernünftigkeit ist eben dies, nicht qualitativ bestimmt zu sein. Die Unterschiede fallen in die besondere Natur des Menschen oder in seine Subjektivität, die sich als Mittel zur Vernünftigkeit verhält, wodurch und worin diese sich zum Dasein betätigt. Diese Unterschiede betreffen deswegen nicht die Vernünftigkeit selbst, sondern die Art und Weise der Objektivität derselben, und begründen nicht eine ursprüngliche Verschiedenheit in Ansehung der Freiheit und Berechtigung unter den sogenannten Rassen. Aber die Unterschiedenheit ist darum, daß sie die Objektivierung der Vernünftigkeit betrifft, noch groß genug, denn die Vernünftigkeit ist wesentlich dies, sich zum Dasein zu betätigen; - eine bloß mögliche Vernünftigkeit wäre gar keine, und alle die ungeheuren Verschiedenheiten unter den Nationen und Individuen reduzieren sich allein auf die Art und Weise des Bewußtseins, d. i. der Objektivierung der Vernunft.

Die Frage, ob das Menschengeschlecht von einem Paare abstamme, welche mit der Rassenverschiedenheit zusammenhängt, hat für [uns] kein philosophisches, sondern außerdem, wie sie sich auf die religiöse Geschichte bezieht, nur ein historisches und verständiges Interesse. Ohnehin würde es nur eine müßige Frage sein, ob die mannigfaltig verschiedenen Menschenstämme von verschiedenen ursprünglichen Menschenpaaren ihre Herkunft haben, und ein näheres Interesse für den Verstand kann die Frage nur in Beziehung auf die gemeinsame oder unterschiedene Abkunft der verschiedenen Menschenrassen haben.
Die historische Untersuchung müßte die geschichtlichen Daten oder Spuren, soweit sich deren vorfinden, verfolgen und die Verschiedenheit als eine geschehene oder nicht geschehene Veränderung auf ihre Weise anzugeben bemüht sein.
Aber solche Untersuchung ließe schon darum nicht erwarten, zu etwas Schließlichem zu kommen, weil das Resultat, daß, soweit die Geschichte oder Sage zurückgehe, sich nur die Verschiedenheit schon als vorhanden finde, auf diesem Felde immer schlechthin die Möglichkeit übrigläßt, daß noch ältere Begebenheiten uns nur unbekannt seien.
Aber ohnehin muß die geschichtliche Forschung auf solchem alten Boden des noch ganz trüben Bewußtseins der Begebenheiten und Tat bald abbrechen, und es ist nur der Verstand, der gegen das geschichtliche Datum der Abstammung von
einem Paare seine Zweifel erhoben, indem er die vorhandene Verschiedenheit geltend macht und auf seine Weise dieselbe sich begreiflich zu machen bestrebt ist.
Dies Verstehen steht auf dem Felde natürlicher Einwirkungen und äußerlichen Ursachen für die vorhandene Verschiedenheit und befindet sich also auf einem anderen Felde als das philosophische Denken, welches die Verschiedenheiten nur in der Bestimmtheit des Begriffs aufsucht, aber um das geschichtliche Entstehen und die natürlichen Ursachen derselben unbekümmert ist.
Zugleich aber kennt der Begriff des Geistes sein Verhältnis zu den geschichtlichen und verständigen Forschungen.
Die Vernünftigkeit des Geistes und ebendeswegen seine an sich qualitätslose Allgemeinheit steht für sich selbst über diesen unterschiedenen Qualitäten, weil sie Besonderheiten sind, dem natürlichen Dasein angehören und daher ein natürliches Entstehen haben. Sie befinden sich daher auf einem Felde, wo der natürliche Zusammenhang und die Wirksamkeit natürlicher Ursachen statthat.
Nach der Seite des Daseins und ihrer Entstehung in demselben ist deswegen die Aufsuchung der natürlichen Ursachen und die verständige Betrachtung ihrer Wirksamkeit hier an ihrem Platz, und eine solche Betrachtung ist es allein, die hier gültig sein kann; Vorstellungsweisen, worin die Idee und natürliche Existenz ineinander gebraut sind, wenn sie nicht mythologisch sind und gar die Prätention haben, etwas Philosophisches zu sein, sind nur phantastisch und unwürdig, daß der Gedanke einige Rücksicht auf sie nimmt; denn es ist die Unfähigkeit, den denkenden Begriff zu fassen und von ihm sich leiten zu lassen, welche dergleichen phantastische Extravaganzen hervorbringt.

 

 

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