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Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Berliner Schriften

1818-1831

 

Gutachten und Aufsätze

Über die Einrichtung einer kritischen Zeitschrift der Literatur

(An das Ministerium des Unterrichts eingesandt)
[1819/20]

In der Darlegung eines Entwurfs über die Zweckmäßigkeit und über die Art und Weise, eine kritische Zeitschrift der Literatur in Berlin anzulegen, glaube ich mich nicht mit der Auseinandersetzung des allgemeinen Zwecks der Institute dieser Art aufhalten zu dürfen, sondern desselben nur erwähnen zu müssen, um in Beziehung darauf das Eigentümliche zu entwickeln, worin das Interesse, eine solche Anstalt hier ins Werk zu setzen, liegen könnte.

Der Zweck derjenigen Rezensieranstalten, welche sich nicht auf ein einzelnes wissenschaftliches Fach beschränken, neigt sich in der Art und Weise der Ausführung entweder mehr dahin, die Leser von dem Inhalte der literarischen Produktionen, der in wissenschaftlicher oder anderer Rücksicht eine Merkwürdigkeit hätte, oder mehr dahin, nur von der Existenz solcher Produktionen und durch ein Urteil von dem Werte oder Unwerte derselben zu unterrichten, - wobei dann weiter die Heraushebung der wichtigeren Erscheinungen oder auch nur dessen, was der subjektive Zufall den Mitarbeitern in die Hände führt, (wie bei den Heidelberger Jahrbüchern) oder vornehmlich die Vollständigkeit zum Ziele gesetzt wird.

Der Nutzen - um sogleich auf diesen zu kommen -, der sich von solchen Anstalten versprochen wird, gesichtete, gründliche Kenntnisse zu verbreiten und den Fortgang und das Gedeihen der Wissenschaften, besonders durch das ausgeübte Gericht über das Mittelmäßige und Schlechte, zu befördern, - dieser Nutzen, so plausibel sich dafür das Mittel zunächst darstellt, scheint sich jedoch, wenn man die Erfahrung darüber zu Rate zieht, eben nicht in ausgedehnter, durchgreifender Wirkung zu ergeben, sondern die Masse des Mittelmäßigen und Schlechten eher in dem Verhältnisse, als diese Rezensieranstalten sich vermehrten, gewachsen zu sein und an Breite wie an Autorität gewonnen und gleicherweise das Publikum zu der Meinung geleitet zu haben, Journalwissenschaft und das Lesen von Zeitungen sei das ausreichende Mittel zu Fortschritten in Bildung und Kenntnissen und das bequeme Surrogat für Studium und Beschäftigung mit Inhalt und Sache. Geht man der Quelle solcher Wirkung näher nach, so ist wohl nicht zu verkennen, daß in solchen Rezensieranstalten die Mittelmäßigkeit sich gegenseitig hegt und pflegt, Namen und Ruhm erteilt und daß einerseits aus der Gewohnheit des Aburteilens und andrerseits aus der perennierenden Anschauung des Aburteilens der Wahn und Eigendünkel zur allgemeinen Überzeugung gedeiht, so etwas wie die anderen wenigstens und gewiß etwas Besseres auch produzieren zu können; so daß man wohl jene gegenseitige Pflegung der Mittelmäßigkeit ebensowohl als dieses beständige Herabsetzen gleicherweise für den Dünger halten könnte, der die Fruchtbarkeit dieser Mittelmäßigkeit ins Unendliche erhöht.

Für eine kritische Zeitschrift, die sich zu erfreuen hätte, unter den Auspizien einer Königlichen Staatsbehörde aufzutreten erschiene es als schickliche Bestimmung, sich außerhalb des Kreises jenes Umtriebs zu stellen und seinen Wirkungen und Zwecken vielmehr entgegenzuarbeiten. Sie möchte sonach den Charakter einer bloßen allgemeinen Rezensieranstalt auszuschließen und sich darauf zu beschränken haben, inländische und ausländische Werke, welche für die Wissenschaften und für Kenntnisse eines umfassenden Interesses einen wirklichen Wert haben, zum Gegenstand der Beurteilung zu machen und sie vornehmlich mit dem Zwecke anzuzeigen, ihren Inhalt zur allgemeinen Kenntnis zu bringen, dagegen das Gewöhnliche, Beschränkte, Mittelmäßige und Schlechte, das nur eine negative Kritik erleiden könnte, gänzlich unbeachtet zu lassen. Etwa nur solche Werke von weniger gediegenem Werte können beachtet werden, denen äußerliche Umstände ein großes Aufsehen verschafft oder denen dies, daß sie ausgezeichnete Repräsentanten einer allgemeinen Gattung sind, eine weitere Bedeutsamkeit gegeben hätte. Bei diesem so beschränkten Umfange würde allerdings Vollständigkeit zum Ziele zu machen sein. Ausgeschlossen würden ferner die Werke, die ganz speziellen Wissenschaften und speziellen Zweigen derselben gewidmet sind - der Theologie, Jurisprudenz, Medizin, sowie der Technologie, der Kameralwissenschaft und dergleichen -, wobei es offen bleiben könnte, solche in diese Fächer einschlagende Schriften hereinzuziehen, welchen teils der umfassende Inhalt, teils ein allgemeinerer philosophischer Gesichtspunkt - wie bei Werken der Theologie, naturphilosophischen Systemen der Medizin, philosophischen Ansichten der Gesetzgebung, der Staatsökonomie usf. - ein allgemeineres Interesse oder die Prätention eines solchen gäbe. Schriften politischen Inhalts, vornehmlich die der Zeitpolitik, blieben dabei gänzlich entfernt.

In dieser obgleich mehr negativen, jedoch hier wohl hinreichenden Bestimmung der zu beachtenden Bücher ergäbe sich, ja erwüchse wohl selbst schon größtenteils für sich die Bestimmung der Haltung und des Tones, der in dem Institute herrschen würde und zu behaupten wäre. Einen Hauptbestandteil seiner würdigen Haltung machte es, daß das Gediegene, Tüchtige, Interessante, die Wissenschaften und Kenntnisse wirklich Bereichernde anerkannt und mit Zustimmung, die auf gründlichem Urteil beruhte, bekannt gemacht würde. Außer der bei der Beschäftigung mit dem Beurteilen, besonders mittelmäßiger Produktionen, dem Beurteiler so naheliegenden Sucht, durch Tadel sich das Bewußtsein seiner Überlegenheit, ja selbst erst das Bewußtsein des Berufes zum Beurteilen zu geben, wie er aus demselben Grund auch zu dem entgegengesetzten Tone der vornehmen Schonung und Milde geführt wird, mag sich mit dem Geschäfte der Beurteilung eines bedeutenden Werks leicht der Sinn und die Forderung verknüpfen, als ob der Beurteiler zugleich nicht nur sich als Herr über das Fach, sondern, daß er dies in einem höheren Grade als der Verfasser sei, zu beweisen hätte. Wie sich denn als das letzte Resultat der Beurteilungen sehr gewöhnlich dies ergibt, daß, wenn es dem Referenten gefallen hätte, ein Werk über den Gegenstand zu schreiben, er etwas Vorzüglicheres geleistet haben würde, - ein Resultat, das, wie das damit etwa sich verbindende Bedauern der Leser, in dem Umstande seine Erledigung findet, daß die Referenten selbst Schriftsteller etwa von demselben und leicht von minderem Werte sind als die, gegen deren Werke sie jene Meinung von sich erweckten, und daß sie mit ihren Produktionen dasselbe Schicksal ihrerseits erfahren.

Die Anerkennung, daß in der Tat, es sei im Inland oder Ausland, literarische Produkte erscheinen, welche eine wirkliche Bereicherung der Kenntnisse, Erweiterung der wissenschaftlichen Ansicht, Neuheit der Entwicklung und der Ideen, auch für den Referenten, von welcher Stärke sonst seine Gelehrsamkeit und der Standpunkt seines Denkens sei, enthalten, - diese Anerkennung wird durch die obige Bestimmung erleichtert, daß nur gewichtige Werke der Beurteilung unterworfen würden, sowie dann dadurch, daß das Geschäft der Beurteilung schon selbst anerkannten wissenschaftlichen Männern übertragen würde. Ohnehin ereignet sich bei den vorhandenen Rezensieranstalten der Fall häufig, daß die bedeutendsten Werke nur darum jahrelang und mehrere gar keine Beurteilung erfahren, weil die bestellten Rezensenten sich erst bemühen, nicht nur in das Werk hinein-, sondern auch darüber hinauszukommen, und, bis sie nicht durch eigenes Studium des Gegenstandes auf den Schultern des Verfassers weiter zu sehen glauben, die Arbeit verschieben zu müssen meinen. Indem als die Absicht des Publikums bei der kritischen Anstalt vorausgesetzt wird, mit den Fortschritten der Wissenschaften und nicht mit der Überlegenheit der Rezensenten bekannt zu werden, so würde es um so mehr Einwirkung der Regierung sein können, jenes Interesse des Publikums gegen ein solches etwaiges Interesse der Referenten geltend zu machen.

Die erwähnten subjektiven Richtungen, von denen, ob sie gleich individuell sind, die Haltung eines Journals großenteils abhängt, habe ich geglaubt berühren zu müssen, weil sie ohne Zweifel nicht zufällig sind, sondern durch die Natur einer Anstalt teils unterstützt, teils aber selbst hervorgerufen werden und nicht sowohl durch Vorschriften oder zutrauensvolle Voraussetzungen, sondern allein durch die Art und Weise der Einrichtung zurückgehalten und entfernt werden können.

An das Berührte würde sich in Ansehung der Beschaffenheit der Kritiken dies anschließen, daß sie überhaupt abhandelnd durch ihren Inhalt, weniger über die Subjektivität des Buchs und seines Verfassers als über die von ihm bearbeitete Sache lehrreich wären und bei der Gründlichkeit zugleich die Rücksicht für das Publikum durch Klarheit der Darstellung und würdige Popularität, wenigstens durch die Vermeidung eines zu sehr sich vereinzelnden Details zum wesentlichen Augenmerk hätten.

Ich kann der Mühe überhoben sein, die Bemerkung zu machen, daß eine solche literarische Anstalt vorzüglich der Hauptstadt des Reichs, dem Sitze der Akademie der Wissenschaften und der Hauptuniversität entsprechend und anständig erscheint, ebenso, daß diese dreifachen Mittelpunkte eine Zahl von Männern darbieten müssen, durch welche ein solches Institut ins Werk und in einen gedeihlichen Zustand gesetzt und darin erhalten werden könnte. Daß schon von selbst es mehreren ein Bedürfnis ist, eine Gelegenheit zu finden, sich vor dem Publikum über neue gelehrte Werke auszusprechen, dafür läßt sich wohl der Umstand anführen, daß Professor Solger eine gehaltvolle Arbeit dieser Art, seine letzte, an die Wiener Jahrbücher gegeben hat, außerdem, daß ein großer Teil der übrigen Aufsätze dieser Jahrbücher von preußischen Gelehrten herrühren soll, die ohne Zweifel nur aus Mangel einer inländischen Gelegenheit eine solche fremde, wenigstens entfernte, aufsuchen.

In Beziehung auf das genannte Journal gehe ich auf den wichtigsten Gesichtspunkt über, in den eine hiesige kritische Anstalt zu treten bestimmt sein würde, nämlich ihre Stellung zur Regierung. Auf den meisten, beinahe allen Universitäten Deutschlands waren dergleichen Veranstaltungen entstanden, - entweder der Universitäten selbst oder, wie in Göttingen, einer dortigen sonst konstituierten öffentlichen Gesellschaft. Daß solche Veranstaltungen, indem sie der freiwilligen Tätigkeit und dem Patriotismus der Professoren überwiesen waren, mit der Zeit in Verfall gerieten, sich in einem siechen Gange fortschleppten oder ganz aufhörten und daß Privatunternehmungen an ihre Stelle traten, ist ein ebenso bekannter als natürlicher Erfolg. Aber soviel ich mich erinnere, hat keine die Qualität und den Titel einer Regierungsanstalt getragen; auch die Wiener Jahrbücher gelten, wenn ich recht unterrichtet bin, zwar dafür, mit Vorschub der Regierung entstanden zu sein und ihrer Aufsicht und Betätigung zu genießen, aber dies Verhältnis scheint zugleich als ein privates gehalten zu werden, und sie tragen jenen Titel nicht an der Stirne. Das französische Journal des Savants erscheint dagegen als eine bleibende und ausdrückliche Regierungsanstalt, ebenso wie eine Universität oder näher wie die Arbeiten einer Akademie der Wissenschaften und deren Herausgabe, - Arbeiten, welche die Beförderung der Wissenschaften durch eigene Produktionen wie eine kritische Anstalt durch die fruchtbare Bekanntmachung der Arbeiten anderer zum Zwecke haben. Schon die Betrachtung, daß der letztere Zweck dem ersteren parallel geht, ja als ein wesentliches Komplement desselben erscheint, macht eine weitere Ausführung davon, daß ein solches Institut würdig wäre, Veranstaltung der Königlichen Staatsbebörde zu sein und so zu heißen, überflüssig. Aber dies möchte wohl einer weiteren Ausführung bedürfen, inwiefern es mir scheint, daß nur als Veranstaltung des Gouvernements ein solches Institut diejenige Wirksamkeit für Beförderung und Verbreitung der Wissenschaften und auf das schriftstellerische Treiben haben könne, welche in seinem Zwecke liegt, indem es nur als Regierungsanstalt diejenige Einrichtung bekommen und sich erhalten kann, durch welche es jene Wirksamkeit auszuüben imstande ist.

Was diese Wirksamkeit zunächst betrifft, so ist, um von ihr vollständiger zu sprechen, die Rückwirkung der Meinung des Publikums mit in Anschlag zu bringen, wodurch sie verstärkt wird, - eine Seite, welche mehrere verwandte Rücksichten darbietet, die ich, um nicht zu ausführlich zu werden, zugleich mit anführen werde. Ich verstehe unter jener Rückwirkung zunächst, daß ein kritisches Institut schon dadurch, daß es existiert und tätig ist, im Publikum die Vorstellung erzeugt, daß auf dieser Universität, Stadt usf. sich eine Versammlung kompetenter Richter zusammen befinde, ein Mittelpunkt, der durch seine geistigen Mittel wie durch den äußeren Zusammenhang eines solchen Unternehmens als eine Autorität erscheint. Dieser Schein wirft sich auf den Ort, wo eine solche Zeitschrift erscheint, selbst wenn nur der Redakteur und etwa einige Mitarbeiter sich daselbst, deren Mehrzahl aber auswärts aufhält. So hat wohl die Allgemeine Deutsche Bibliothek das Ihrige beigetragen, vormals Berlin das Ansehen eines literarischen Mittelpunkts und Richterstuhls zu verschaffen. Wieder schließt sich dann von selbst vieles gern an eine solche Autorität an und vermehrt damit ihren Gehalt und ihre Wirksamkeit. So hat vielleicht der Jenaischen Literatur-Zeitung, an der immer bei weitem die Minderzahl der Arbeiter aus dort Ansässigen bestand, die dasige Universität einen Teil ihres Ansehens zu verdanken gehabt und dieses Ansehen die Neigung, dort als Lehrer angestellt und Mitarbeiter an der kritischen Anstalt zu werden, vermehrt. Und zwar mag jenes Blatt dabei noch insofern näher mitgewirkt haben, als eine solche kritische Anstalt sich im Falle befindet, zu einer ausgebreiteten und gründlichen Kenntnis der Gelehrten, deren Fähigkeit und Brauchbarkeit zu kommen; so daß wohl diese Gelegenheit dazu beigetragen hat, daß es den Nutritoren der dortigen Universität gelingen konnte, den fortwährenden Abgang daselbst berühmt gewordener Gelehrter immer wieder mit noch wenig öffentlich bekannten, aber tüchtigen Männern zu ersetzen und auf diese Weise auch ohne große Kosten den Ruf der Universität auf gleicher Höhe zu erhalten. - Um noch die Göttinger Gelehrte Anzeigen zu erwähnen, so haben sie, so leicht ihre Verfasser es sich mit der intelligenzblattartigen Redaktion machen, dazu doch gewiß mitgewirkt, die dasige gelehrte Gesellschaft zur Würde eines Mittelpunkts zu erheben, dem mancher Gelehrte und Staatsmann seine Arbeiten, Entdeckungen, Merkwürdigkeiten und dergleichen vorlegte und widmete, weil es daselbst eine Beachtung und öffentliche Würdigung zu erwarten hatte. Eine Akademie, welche durch die speziellen Untersuchungen ihrer einzelnen Mitglieder, wie eine Universität, welche durch den Vortrag ihrer Lehrer und die vereinzelten Schriften derselben tätig ist und ihre Existenz beweist, genießt wohl darum noch nicht dieses Ansehens und Einflusses, wenn sie nicht ein beurteilendes Institut damit verbindet und auch über die Arbeiten anderer fortwährend das Wort hat. Von jener ersten Wirksamkeit können ohnehin immer nur wenigere Gewinn ziehen, im Vergleich mit denen, für welche es Bedürfnis ist, durch andere mit dem allgemeinen Zustande der wissenschaftlichen Fortschritte bekanntgemacht zu werden und von kompetenten Richtern ein Urteil über die bedeutenden literarischen Erscheinungen zu erhalten. Dies Bedürfnis einer Autorität, um sich bei ihr zu beruhigen oder erst auf sie hin selbst anzufangen, ist der wichtigste Umstand, der die kritisch-literarische Wirksamkeit nach außen einleitet und begünstigt und dann sie selbst zum Ansehen erhebt.

So wichtig sich diese kombinierte Wirksamkeit darstellt, um nicht bloß Bücherkenntnis, sondern die Sachkenntnis bei dem Publikum zu vermehren und richtige und bestimmte Begriffe zu verbreiten, so wird sie sich auch über den Teil desselben, der sich mehr auf das Empfangen beschränkt, hinaus auf den aktiven, schriftstellerischen Teil desselben erstrecken.
Wenn bei jenem Teil das Bedürfnis der Autorität vorherrschend ist, so zeigt sich bei diesem vielmehr das Gegenteil; aber in der Tat nimmt bei ihm die Abhängigkeit von Autorität nur eine andere Gestalt an. Betrachtet man den wissenschaftlichen Zustand Deutschlands nach seiner aktiven Seite, so heben sich bei der Klasse von Schriftstellern, welche zum Auffassen und populären verständigen Verbreiten und Lehren bestimmt zu sein sich beweist, die zwei Erscheinungen hervor, in Ansehung des Inhalts ganz von der Routine abhängig, ja besonders in Ansichten und in die wissenschaftliche Weise der Ausländer vergraben zu sein und das Einheimische gar nicht zu beachten und aufzunehmen, ehe es von Franzosen oder Engländern hervorgezogen und anerkannt worden ist, - und dabei unmittelbar, und zwar um so mehr, je dürftiger ein Inhalt aufgefaßt ist, sich selbst dies, daß sie bloß durch ein Aufraffen der Gedanken anderer einen kümmerlichen Besitz haben, gänzlich zu verbergen und zu verleugnen und sogar mit Herabsetzung anderer und zunächst derer, von denen sie alles gelernt haben, was sie wissen, die Prätention eigener Entdeckungen, eigentümlicher neuer Theorien und selbstgeschaffener Gedanken zu haben.
Daß sie die gediegenen Gedanken und Ansichten anderer aufnehmen, ist nicht das, was man wegwünschen kann;
im Gegenteil sind ja die Wissenschaften eine Produktion von mehrtausendjähriger Arbeit, und derjenige ist ein großer Gelehrter, der seine Wissenschaft auf dem Standpunkt, auf dem sie jetzt steht, erlernt hat und gedacht innehat. Lehrer an Universitäten und anderen Anstalten haben zunächst keine andere Pflicht zu erfüllen, als eine solche gedachte Kenntnis dessen, was da ist, zu besitzen und sie anderen zu wiederholen. Was sie weiter tun in Ansehung des Inhalts, ist, wenn es nicht etwa zweideutig und noch mehr ist, wenigstens unbeträchtlich gegen die Masse dessen, was sie der Tradition verdanken.
Und die Bedingung, um die Wissenschaft weiterzubringen, ist immer, sich in die vorhandene Wissenschaft einstudiert zu haben.
Jene Mehrzahl aber kommt nicht nur durch ihre geringe Kenntnis zu der Prätention von Originalität, sondern diese Prätention macht es ihr wieder unmöglich, sich die erste Bedingung, die Kenntnis des Vorhandenen zu verschaffen.
Man kann überall als eine Wirkung, die aus dem Mangel eines imponierenden wissenschaftlichen und literarischen Mittelpunkts in Deutschland hervorgehe, die Selbständigkeit, Originalität, Freiheit der Ansichten, die in unserer Literatur herrsche, rühmen hören.
Die Hauptkrankheit aber unseres schriftstellerischen Publikums scheint wohl eben durch die Definition ausgedrückt zu sein, welche Voltaire in dieser Rücksicht von Deutschland gibt, es sei un pays fertile en mauvais originaux.
Denn man möchte bei jenem aktiven Teile des Publikums vielmehr leicht den höchsten Mangel an Originalität des Inhalts, ja an einer bloßen Ausdehnung und Mannigfaltigkeit desselben erblicken, dagegen die desto größere formelle Originalität der Einbildung, die sich auf die Dürftigkeit ihres Stoffes und die Seichtigkeit und Verkehrtheit ihrer Einfälle stützt, um zu beweisen, daß sie etwas Besonderes, d. i. vom Anerkannten und Vernünftigen Abweichendes zutage gebracht habe.
Diese Sucht nach etwas Besonderem, die zu einem negativen Geiste gegen das Gediegene, Geltende und Anerkannte wird, ist es, die, auf dem theoretischen Felde erzogen und genährt, dann, wenn das Praktische und Politische ein eigentümliches Interesse erweckt hat, sich auf dieses wirft, wo die Originalität der Seichtigkeit ganz homogene, nur jetzt einen Kreis von ganz anderer Bedeutung und Würde anlastende Erscheinungen hervorbringt und der Anfang des leeren Aufspreizens mit hohlen Gedanken die Bahn zu praktischen Originalitäten, d. i. zu törichten, gefährlichen, verbrecherischen Unternehmungen und Handlungen eröffnet. 

Die gewöhnlichen Rezensieranstalten, wie oben deren Treiben und Zwecke berührt worden sind, arbeiten diesem Geiste des Negativen gegen das Anerkannte und Anzuerkennende nicht nur nicht entgegen, sondern pflegen und befördern ihn, da er auf ihrem Felde selbst den Hauptton ausmacht. Wenn daher eine allgemeinere Wirkung von einem kritisch-literarischen Institute gedacht werden kann, so wird sie sich ohne Zweifel daran anschließen, daß durch dasselbe im Felde des Wissenschaftlichen, durch das Herausheben und Anerkennen des Wuchtigen und Verdienstvollen und durch ein Stillschweigen über das Mittelmäßige und Schlechte, die anerkannte gründliche Wissenschaft in ihrem Rechte behauptet und gegen die Prätention, Aufsehen zu machen, der Maßstab dessen aufgestellt und fortdauernd betätigt würde, was von neuen Produktionen die Aufmerksamkeit eines gelehrten Instituts auf sich ziehen könnte, - eines Institutes, dessen Autorität, sowie der Wunsch, von demselben beachtet zu werden, dadurch erhöht wird, daß eine darin erwiesene Auszeichnung unter den Augen einer hohen Staatsbehörde erteilt wird und gleichsam als ein dieser abgestattetes Gutachten angesehen werden kann. Einem preußischen Schriftsteller wird es nicht gleichgültig sein, wenn ihm eine solche Beachtung und welche ihm widerfährt, und auch für andere deutsche Schriftsteller wird dies in mannigfaltigen Beziehungen nicht ohne Interesse sein. Diese Wirkung möchte gerade um so kräftiger sein, je unbefangener sie erscheint und es wirklich ist, indem die Zensur von unparteiischen Gelehrten ausgeübt wird und das Wissenschaftliche zu ihrer nächsten und einzigen Rücksicht hat.

Ich gehe in dieser letzten Beziehung gleich zu einem speziellen Umstande über, der damit in unmittelbarer Verbindung steht. Um nämlich die Unabhängigkeit des direkten wissenschaftlichen Zwecks fortwährend vor dem Publikum zu vergewissern, würde es unerläßlich sein, daß zu jeder Abhandlung der Name des Verfassers beigesetzt werde. Diese Bestimmung partikularisiert wieder gegen das Publikum die Tätigkeit des Institus und stellt deren Erscheinung in diejenige Entfernung von der Regierung, in der sie von dieser steht. Die allgemeine Versicherung einer rücksichtslosen, bloß gelehrten Beurteilung sowie die, es sei anfangs oder von Zeit zu Zeit, aufgeführte namentliche Liste der Mitarbeiter würde immer in der Meinung des Publikums eine Unbestimmtheit oder eine arrière-pensée übriglassen, welche der Wirksamkeit der Anstalt nach ihren verschiedenen Seiten nur hinderlich wäre. Außerdem liegen in dieser Nennung der Namen andere Garantien, welche dieselbe raten. Werden die Kritiken anonym gegeben, so haben sie den äußeren Stein, Produkte, Ansichten und Urteile des ganzen Instituts zu sein, welches damit in positivem Sinne responsabel erschiene, während zwar allerdings eine solidare Responsabilität, aber ohne Zweifel nur im negativen Sinne auf ihm liegen muß, daß es nämlich nicht für die einzelnen Ansichten und Meinungen der Mitarbeiter, wohl aber dafür einsteht, daß nichts auf irgendeine Weise Unschickliches, Unwürdiges und nichts Wertloses mit unterläuft. Wenn der leere Schein eines gemeinsamen Gerichtshofes, den gewöhnliche Rezensieranstalten aus der Anonymität der Verfasser der Kritiken ziehen, ihnen bei dem Publikum auf der einen Seite etwas Imposantes leihen kann und wenn er ihnen selbst, um sich Mitarbeiter zu verschaffen, die sie wegen der sonstigen Unbedeutendheit ihres Namens nicht eingestehen möchten und die sich selbst öffentlich zu erscheinen nicht getrauten, notwendig ist, so ist er ihnen um so nach-teiliger in Absicht auf die Rückwirkung, die er auf die Rezensenten ausübt, denen er leicht einen eigenen Ton des Aburteilens und etwas von der Meinung einflößt, nicht persönlich für ihre Arbeit einzustehen, im Gegenteil, für ihre Subjektivität besondere Rechte und Freiheit erhalten zu haben. - Es würde aber zu weitläufig und verdrießlich sein, den leicht unendlichen subjektiven Verwicklungen nachzugehen, die sämtlich durch das Gesetz, daß der Name des Verfassers einer Anzeige genannt werde, niedergeschlagen werden. 

Wenn ich die entwickelte Wirksamkeit teils auf die allgemeine Bildung, teils auf das schriftstellerische Wesen und Unwesen einer Veranstaltung durch eine Königliche Staatsbehörde nicht unwürdig halten darf, so habe ich zugleich die Überzeugung, daß eine solche Anstalt in Wirklichkeit gesetzt und ihrem Zwecke treu erhalten werden könne, nur insofern sie als eine öffentliche Anstalt der Regierung existiert. - Was aus Privatunternehmungen dieser Art geworden ist, hat man gesehen und sieht es noch täglich. Privatunternehmungen sind ein Eigentum eines oder einer Gesellschaft von Gelehrten oder einer Buchhandlung. Der Eigentümer legt ein Kapital in eine solche Unternehmung, um pekuniären Vorteil daraus zu ziehen. Welche löbliche Vorsätze und glänzende und ehrliche Versprechungen der Eigentümer und die Mitarbeiter, die sich dazu finden, anfangs auch haben und geben mögen, so reißt die Beschaffenheit der Sache solche Institute bald von dem vorgesteckten und verheißenen Wege ab. Außer dem durch die Rücksicht des Gewinnes gewöhnlichen Zwecke einer allgemeinen Vollständigkeit, der mehr oder weniger eine Fabrikarbeit und die negative Behandlungsweise herbeiführt, findet sich der Eigentümer einerseits dahin gebracht, dem vermeinten Geschmacke des Publikums zu huldigen und hiernach die Mitarbeiter aufzusuchen; andererseits sieht er sich genötigt, sich mit hunderterlei Rücksichten auf seine Mitarbeiter, um ihre gute Laune und Mitwirkung zu erhalten, herumzudrücken, den Gang des Ganzen von ihrer Gefälligkeit (denn gegen den Privateigentümer, der den Gewinn des Ganzen zieht, hat ihre Arbeit zugleich wesentlich diese Qualität), von ihren Zufälligkeiten und Bequemlichkeiten abhängig werden und, um den ununterbrochenen Fluß der Hefte zu erhalten, sie von den mittelmäßigen Arbeitern, welche die rüstigsten sind, anfüllen zu lassen. - Es fehlt dem Privateigentümer - gleichgültig ob es einer oder eine Gesellschaft ist - an dem rücksichts- und interesselosen Ansehen, um eine Gesellschaft bedeutender Gelehrter teils zusammenzubringen, teils zu einer regelmäßigen Ablieferung von Arbeiten zu bewegen, teils sie überhaupt zusammenzuhalten. - Wenn das Gouvernement auch, wie bei den Heidelberger Jahrbüchern der Fall ist, sowohl mit Geldunterstützungen an die Buchhandlung, welche Eigentümerin ist, als mit Aufmunterungen und Ermahnungen an die bei der dortigen Universität angestellten Gelehrten herzutritt, so hebt dies so wenig die Grundbestimmung, die in dem Eigentumsrechte der Buchhandlung liegt, auf, daß dadurch das Verhältnis und das Interesse desto unbestimmter und schwankender wird und die Anstalt vollends alle Festigkeit und Richtung verliert.

Das Mittel daher, um eine Einrichtung zu bewirken und zu erhalten, wodurch die inneren Zufälligkeiten beseitigt werden, durch die ein solches Unternehmen über kurz oder lang zur mittelmäßigen Gewöhnlichkeit herabsinkt und sich ruiniert, kann ich einzig darin finden, daß es Eigentum und Veranstaltung der Regierung ist. Wenn die Arbeit daran sowohl der Auswahl der anzuzeigenden Werke und der Redaktion als der Aufsätze selbst eine Art amtlicher Geschäftssache ist, so wird der Zusammenhalt bewirkt, der dem Institute festen Zweck, Ton und Dauer sichert. Sollte die bloße Privatehre des Gelehrten an eine solche Anstalt geknüpft werden (wie man den Fall bei den obenerwähnten Universitätsinstituten dieser Art ansehen kann) - die öffentliche Ehre hat er in dem sonstigen Amte oder seinen schriftstellerischen Werken -, so kann er solche Verbindung lässig halten oder zurücknehmen, unbeschadet seiner besonderen Ehre, die er bloß an sein Amt, oder an was sonst weiter sein Belieben ist, knüpfen kann. Die Amtspflicht und Amtsehre erscheint dagegen als dasjenige, was das Belieben überhaupt abschneidet und den Zufälligkeiten, besonderen Ansichten, unbedeutenden Empfindlichkeiten usf. der Mitarbeiter, diesen unscheinbaren und sich nicht gestehenden, aber desto gewisser wirkenden Keimen des Untergangs, allein das Gleichgewicht halten kann. 

Das oben angeführte Journal des Savants scheint in dem vorhin angegebenen Sinne gefaßt zu sein, - nämlich der gelehrten eigenen Arbeit der französischen Staatsanstalten für die Wissenschaften diese zweite Seite, die Bekanntmachung und Zensur der Arbeiten anderer hinzufügen zu sollen. Die Einrichtung, welche dieses Journal zu einer Staatsanstalt macht, erscheint ferner als dasjenige, was den Wert und die Würdigkeit desselben, und zwar in so langer Dauer gesichert hat. Das Spezielle der inneren Einrichtung ist mir nicht näher bewußt, aber die wesentlichen Züge davon liegen in ihm selbst vor Augen.

In dem Hefte, womit ein neues Jahr oder Halbjahr beginnt, steht das Bureau de Rédaction und die Auteurs verzeichnet; aber an der Spitze über beiden steht der Titel von Monseigneur le Garde des Sceaux. - Wenn der Chef der obersten Unterrichtsbehörde die Spitze der bisher dargestellten Anstalt mit seinem Titel beehren wollte, so würde dadurch nicht nur der ganze Charakter derselben gegen das Publikum bezeichnet, und durch solche Verknüpfung widerführe den Wissenschaften als solchen ihre Ehre, sondern dieser imposante Name bezeichnete schon den Mitarbeitern aufs unmittelbarste und öffentlich ihre Pflichten.

Ferner würde wohl schon das Äußere der Arbeit es untunlich machen, daß ein Redakteur ihr Genüge leistete; eine Anzahl von etwa fünf oder sechs würde sich aber auch als nützlich, ja selbst als notwendige Bedingung dazu zeigen, daß das Geschäft der Beurteilung und Entscheidung über die Zweckmäßigkeit sowohl der Arbeiten selbst als darüber, welche Werke anzuzeigen wären, nicht als Sache eines Individuums sondern eines Kollegiums erschiene, das zugleich die Würde einer Behörde hätte. Ohne eine solche Form sänke das Verhältnis der Mitarbeiter wieder teils zum bloß persönlichen Verhältnis mit einem Individuum, teils zur Zufälligkeit und Konvenienz derselben zurück. So sehr die Konvenienz bei der Wahl der Bücher, welche die Mitarbeiter zu beurteilen übernähmen, von selbst sich zur Berücksichtigung aufdränge, so würde es, wenn sie allein es bestimmte, Sache des Zufalls bleiben, ob nicht wichtige Werke ganz unbeachtet blieben. Wenn außerdem zwar schon in der Qualität der Mitarbeiter die Garantie für den Gehalt und Ton ihrer Arbeiten liegen würde, so kann es doch nicht an Fällen fehlen wo Rücksichten der Schicklichkeit, der Zweck der Anstalt - der zum Beispiel die Ausführlichkeit gelehrten Details und zu spezielle Erörterungen durch ein beabsichtigtes allgemeines Interesse beschränkte - hier und da den Wunsch zu Abkürzungen, zu Modifikationen eines Ausdrucks, einer Wendung usf. herbeiführen. Solche Wünsche könnten dann unverfänglicher an den Verfasser der Arbeit gebracht werden, wenn sie durch kollegialische Beratung hindurchgegangen, den Charakter von subjektiver Ansicht nicht mit sich führten. Für den Zusammenhalt und die feste Begründung des Ganzen sowie für die soeben berührten Rücksichten möchte es fast als unerläßlich erscheinen, nicht nur, daß die Mitglieder des Redaktionsbureau von der obersten Staatsbebörde ernannt würden, sondern daß sich unter diesen auch Mitglieder der obersten Behörde für den öffentlichen Unterricht befänden, es sei in unbestimmter oder festgesetzter Anzahl. Diese ausdrückliche Vereinigung von gelehrten Regierungsmitgliedern mit bloßen den Wissenschaften und dem Lehramt gewidmeten Gelehrten drängt sich insofern als zweckmäßig auf, als dadurch Verhältnisse und Umstände ersetzt werden, durch welche die Mitglieder des französischen Instituts schon in nähere Beziehung auf die Regierung gestellt sind und in der wissenschaftlichen Arbeit zugleich eine Rücksicht auf die Betätigung der Staatszwecke befestigt ist, - so wie eine solche Anordnung die Regierung in werktätigem Interesse nicht nur für die wissenschaftlichen Anstalten, sondern für die Wissenschaften und die Literatur selbst zeigte.

In Ansehung der Wahl anderer Mitarbeiter würde das Bureau seine Ansichten gleichfalls der mehrgedachten Staatsbehörde vorzulegen haben. Hierbei zeigte sich die Frage nicht als unwichtig, ob eine bestimmte Anzahl festgesetzt oder ob allerwärts hin Aufforderungen und Einladungen zu erlassen wären. Der bisherigen Vorstellung der Einrichtung könnte es als entsprechend erscheinen, eine bestimmte Anzahl, und zwar hiesiger Gelehrter festzusetzen, teils weil das Ganze dadurch wirklich eine Anstalt des Mittelpunkts der Monarchie wäre und nur so ihre eigentümliche Wirksamkeit und Ansehen nach außen sich begründete, teils weil die Mitarbeiter, nur insofern ihrer eine bestimmte Anzahl ist, für den ununterbrochenen Fortgang des Ganzen verantwortlich gemacht werden könnten, da es ausgeschlossen wäre, sich auf das zufällige Einlaufen von Artikeln anderer zu verlassen. Es wäre dabei nicht ausgeschlossen, sondern es ließe sich ausdrücklich damit verbinden, daß auch mehrere nicht hiesige Gelehrte, um ihrer für die Anstalt wünschenswerten Tätigkeit willen wie zu ihrer Auszeichnung, zur Mitteilnahme aufgefordert und gezogen würden, so jedoch, daß diese Beiträge als eine zufällige Zugabe betrachtet und die Lieferung des erforderlichen Quantums von Materialien auf die Tätigkeit der ordentlichen Mitarbeiter und der Mitglieder des Redaktionsbureau gestellt bliebe.

Speziellere Bestimmungen, unter anderen, daß die Mitglieder des Bureau regelmäßige Sitzungen hielten, würden sich von selbst als Folgen der wesentlichen Einrichtung ergeben. Ich berühre nur diese, daß die Vorlesung eines jeden aufzunehmenden Aufsatzes in der Versammlung des Bureau - so sehr dies dessen Geschäft zunächst weitläufiger zu machen scheinen kann - leicht als eine wesentliche Anordnung sich empfehlen dürfte. Nicht nur machte das Bureau, als aus allgemein gebildeten und zugleich aus Mitgliedern von verschiedenen Fächern zusammengesetzt, für sich schon ein Publikum und empfände in ihm die Wirkung, die ein Aufsatz auf das öffentliche Publikum machen könnte, sondern auch die Rücksicht des Verfassers auf eine solche Probe vor einer Gesamtheit, von deren Zustimmung die Aufnahme eines Aufsatzes abhinge, würde von selbst dazu beitragen, daß mit Vermeidung eines Details von zu spezieller Ausführung diejenige Allgemeinheit und Interesse der Ansichten und Gegenstände, diejenige Klarheit der Darstellung herrschend blieben, welche für eine höhere und würdige Popularitat die wünschenswertesten Eigenschaften sein würden, - ein Zweck, auf welchen das Referieren, das doch immer statthaben müßte, nicht so einwirken könnte. Das Referieren für sich nähme gleichfalls Zeit weg; es setzte das Lesen des Aufsatzes beim Referenten voraus, der sich vielleicht veranlaßt finden könnte, ein schriftliches Urteil zu machen, - Geschäfte, wodurch auch an Zeit gegen die zum Vorlesen erforderliche eben nicht viel gewonnen werden möchte; außerdem daß ein Referat über die Arbeit eines Kollegen leicht Delikatessen mit sich führte, die durch das bloße Verlesen sich beseitigten. Bei diesem würden sich ohnehin Abkürzungen als tunlich zeigen, welche die Arbeit der Versammlung beschleunigten. - Ob andere äußerliche Arbeiten, die bei dem Institute vorkämen, einem einzelnen Mitglied des Bureau gleichsam als Sekretär aufzutragen wären, würde sich wohl bei der Bestimmung der näheren Art und Weise der Geschäftsführung finden.

Der letzte Punkt, der noch zu erwähnen stände, würde der Überschlag der Kosten sein, den eine solche Unternehmung der Königlichen Regierung verursachen könnte. Daß von dem anscheinend äußerlichen Umstande, ob der Staat oder ein Privatmann Eigentümer wäre, meiner Ansicht nach der ganze sich zu versprechende Erfolg abhänge, habe ich vorhin erwähnt. Indem ich von der Berechnung der Kosten nicht als Sachverständiger sprechen kann, kann ich nur etwa folgendes in dieser Rücksicht bemerken.

Ein Teil der Ausgaben dieses Instituts - die Anschaffung der anzuzeigenden Werke - würde durch die Anschaffungen der Königlichen Bibliothek ausfallen, wenn eine höhere Bestimmung die in dieser Rücksicht von der Bibliothek zu machenden Ablieferungen für den Gebrauch des Instituts regulierte. 

Ob die Erscheinung der Hefte monatlich oder vierteljährlich erfolgte, würde auf die Kosten insofern Einfluß haben, als etwa die monatliche Lieferung für den ganzen Jahrgang wohl eine größere Bogenzahl veranlassen würde. Ob das eine oder das andere sonst vorzuziehen wäre, hängt größtenteils von näherer Konvenienz ab. Nur daß in dem einen und dem anderen Falle die Ablieferungen auf bestimmte Termine und regelmäßig erfolgten, erscheint sowohl für die Ordnung in den Arbeiten als in der Erwartung des Publikums sogleich für sich als vorteilhafter. Sonst die monatliche und vierteljährliche Erscheinung miteinander verglichen, könnte man bei der ersteren den Vorteil sehen, daß dem Publikum öfter etwas Neues in die Hand gegeben wird, das Lesen eines dicken vierteljährlichen Hefts mehr die Art der Lesung eines Buches hat und die geringere Bogenzahl schon für sich die zu große Ausführlichkeit der Abhandlungen untunlicher erscheinen läßt.

Wenn für ein Monatsheft zehn Bogen, vornehmlich insofern das Quartformat vorgezogen würde - beim Oktavformat könnte man auch bei acht oder neun Bogen stehenbleiben -, gerechnet werden, so betrüge die Bogenzahl eines Jahrgangs einhundertundzwanzig, und die Ausgabe für einen Bogen, zu 750 Exemplaren, mit Redaktionshonorar und Druck- und Papierkosten auf sechs Friedrichsdor angeschlagen, betrüge die Auslage des Ganzen viertausend Taler. Wenn ein Drittel Rabatt für die Post und Buchhandlungen berechnet und das Exemplar eines Jahrgangs auf zehn Taler angesetzt wird, so wäre der Absatz von sechshundert Exemplaren erforderlich, um die Kosten zu decken. Insofern von finanzieller Seite die Unternehmung nicht als ein Risiko, sondern als eine Ausgabe für ein wesentliches wissenschaftliches Bedürfnis und für das Ansehen des Staates behandelt würde, so ließen sich die Kosten eines Exemplars sogleich herabsetzen, was den Abgang selbst befördern würde, wohingegen Buchhandlungen um des Risikos willen auf eine Anzahl von Exemplaren, deren Absatz sie als wahrscheinlich annehmen, sogleich den ganzen Kostenbelauf zu schlagen gewohnt sind. Die Redaktionskosten, die ich unter dem Aufwand aufgeführt habe, würden sich bei dieser Anstalt höher belaufen, weil bei einem Privatunternehmen der Eigentümer, wenn er zugleich Redakteur ist, sie in den Gewinn, den er vom Ganzen bezieht, einrechnet und weil nach dem bisher entwickelten Plane die Redaktion die Qualität eines verpflichtenden Amtsgeschäfts und die Ausgabe dafür die eines Funktionsgehalts erhielte. Ob übrigens diese Ausgabe dadurch einer Verminderung fähig wäre, daß Mitgliedern der Königlichen Akademie der Wissenschaften schon in dieser Qualität und in Rücksicht auf von daher bezogene Gehalte jenes Geschäft zur Pflicht gemacht werden könnte, ist ein weitergehender Umstand, der über meinen Gesichtskreis und den gegenwärtigen Gegenstand hinausliegt.

Die Anfügung eines Intelligenzblattes könnte für die Verminderung der Kosten gleichfalls in Berücksichtigung kommen. Buchhändleranzeigen würden der Artikel sein, der einen Ertrag abwürfe. Antikritiken, die, wenn sie gegen die Anstalt selbst gerichtet wären, ohnehin nicht gut zu einem Gegenstande des Ertrags gemacht werden könnten, sowohl solchen als noch mehr den gegen andere Zeitungen und kritische Blätter gerichteten, wäre es wohl durchaus das Ratsamste und Anständigste, in jeder Rücksicht den Zugang zu verschließen, so wie auch Antikritiken und sonstige Äußerungen, die in anderen Zeitschriften oder sonst gegen diese Anstalt gerichtet wären, besser unbeantwortet bleiben würden. Erörterungen über Fakta oder andere wissenschaftliche Untersuchungen möchten nur in ganz einzelnen, höchst seltenen Fällen zuzulassen sein, indem die Beurteilung und Anzeige literarischer Produkte, nicht wissenschaftliche Erörterungen der Hauptgegenstand des Journals wären. - Sonst könnte ein Notizenblatt andere Zwecke erfüllen und dazu gebraucht werden, Königliche Verordnungen und Veranstaltungen, welche die Wissenschaften und den öffentlichen Unterricht betreffen, bekannter zu machen, von den öffentlichen Sitzungen der Akademie der Wissenschaften, ihren Preisaufgaben und erteilten Preisen Rechenschaft zu geben. Die Ausdehnung jedoch auf alle gelehrten Neuigkeiten, Anstellungen und Todesfälle von Gelehrten, wo ohnehin die Grenze, wer noch unter die Gelehrten zu rechnen sei, unbestimmt ist, und das Zusammenlesen solcher Notizen aus anderen Blättern aller Art würde teils eine eigene Redaktion erfordern, teils für sich dieser Anstalt fremd sein. Ob aber inländische Anstellungen bei der Akademie, den Universitäten, Gymnasien und dergleichen, von der Königlichen Staatsbehörde als offiziell mitgeteilt, nicht eine Ausnahme von jener Ausschließung machen sollten, habe ich ganz höherem Ermessen anheimzustellen.

Wenn übrigens gleich zum voraus von dem Königlichen Ministerium auf die Hälfte oder sonst einen bestimmten Teil des mit der Zeit doch wohl zu erwartenden Gewinns Verzicht getan würde, so würde hierin - außerdem daß auch dem übrigen Teile eine mit dem allgemeinen Zwecke des Instituts in Beziehung stehende Disposition erhalten werden könnte - schon durch das Liberale solcher Bestimmung eine aufmunternde Möglichkeit liegen, den Redakteurs und den übrigen Mitarbeitern die Aussicht zu einer von ihrer Tätigkeit zum Teil abhängigen Erhöhung des Bezugs und Honorars zu geben. Gesicherter persönlicher Vorteil einerseits und amtsgemäße Tätigkeit andererseits wären somit überhaupt die beiden Momente, welche der eigenen Neigung von Gelehrten für dergleichen Beschäftigungen und ihrem Interesse für die Natur des Zwecks die erforderliche nähere Regulierung und den ständigen Antrieb geben sollten.

Das bisher Dargelegte möchten etwa die Hauptmomente sein, die bei der äußeren Einrichtung des Instituts, dessen Grundzüge ich zu entwickeln versucht habe, in Rücksicht kommen könnten und bei der Ausführung übrigens wohl noch manche Modifikationen zu erleiden hätten, um die Bestimmung zu erfüllen, deren in dem Obigen zerstreute Züge ich zum Schlusse in dem Zwecke zusammenfasse: als Eigentum und Veranstaltung des Königlichen Gouvernements ein Institut zu begründen, das einen ergänzenden Zusatz zu dem Systeme der so ausgezeichneten Veranstaltungen des Königreichs für Wissenschaften und Bildung ausmachte und zur Entwicklung, öffentlichen Anerkennung und Benutzung dieser Veranstaltungen beitrüge und nicht nur den mit denselben gemeinschaftlichen, sondern auch den weiteren Zwecken des Staates nach der Seite der Gelehrsamkeit und des Standes der Gelehrten hin insofern förderlich wäre, daß dadurch das öffentliche Beurteilungswesen der schriftstellerischen Produkte aus seiner Zufälligkeit, Unbestimmtheit und Abhängigkeit von Privatzwecken und Privatansichten gerissen und diesem Beurteilen, das einmal durch ein allgemeines Bedürfnis hervorgerufen ist, und dem gelehrten und schriftstellerischen Treiben selbst ein fester, an den Staat geknüpfter Mittelpunkt im Königreiche und in Deutschland verschafft würde. 

 

 

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